Das Schlosshof Festival ist kein Rummelplatz, sondern Ankommen. Schon am Donnerstag liegt auf dem Campingplatz dieses Familiengefühl in der Luft: ein erstes Bier im Camp, der kurze Schwatz mit den Nachbarn, später steigt der Dampf im Badehaus – Zubern, lachen, runterkommen. Klein, übersichtlich, nah – und genau deshalb fein. Zwei Tage, eine Bühne, null Hektik. Im Hof zwischen Mauerwerk und Laternenlicht wirkt die Musik größer, als man es von der Größe erwarten würde.
Freitag, 22.08.2025
Der Abend rollt ohne großen Anlauf los: Vera Lux setzen gleich zu Beginn klare Melodien und einen direkten Ton, der die Aufmerksamkeit des Publikums bündelt. Gossenpoeten greifen das auf, spielen mit Bewegung und Publikumskontakt, und plötzlich ist da dieser Fluss, der den Platz enger, aber wärmer wirken lässt. Als die Dämmerung kommt, zieht die Letzte Instanz den Vorhang ein Stück weiter zu: Geige als Leitlinie, kleine Dramatikspitzen, Songs, die nicht hetzen und trotzdem Druck machen. Versengold nimmt den Ball mit Tempo auf und lässt die Bühne kaum zur Ruhe kommen; Refrains, die jeder Besucher ohne Zwang mitträgt, und ein Finale, das nichts mehr erklären muss. So endet ein Freitag, der nicht versucht größer zu sein, als er ist – und gerade darum sitzt.
Samstag, 23.08.2025
Der zweite Tag startet gelassen. Katerfahrt legen los mit offenen Gesichtern und griffigem Takt, genau richtig, um die Mittagskante zu brechen. Haggefugg legt danach spürbar nach, mehr Wucht, mehr Schultern aneinander, ohne dass der Spaß den Überblick frisst. Mit Manntra kippt die Stimmung für einen Moment ins Dunklere: klare Konturen, straffe Refrains, die den kompletten Schlosshof in eine kompakte Bühne verwandeln. Ein gelungener Auftritt der Kroaten, die an diesem Wochenende definitiv die längste Anreise hatten. Coppelius veranstalten danach ein kleines Theaterstück – Celli, Kostüm, Haltung – und plötzlich erzählen die Songs auch zwischen den Noten weiter. Wenn der Abend anzieht, spannt Equilibrium die großen Bögen über die Mauern, breit und hymnisch. Eisbrecher zieht die Zügel an: stoische Präzision, wuchtiger Groove, kein Gramm Überflüssiges – so macht das ein würdevoller Headliner.
Fazit
Das Schlosshof Festival ist die Sorte Wochenende, die man nicht an Quadratmetern misst, sondern am Gefühl. Klein, klar, herzlich – organisiert wie aus einem Guss. Und das hat einen Namen: Thomas Ackermann, der das Festival mit seiner ganzen Familie stemmt. Man spürt das überall: kurze Wege, ansprechbare Gesichter, ruhiger Ablauf, null Allüren. Genau dafür gibt’s ein Extra-Lob.
Wer 2026 dabei sein will, hält die Augen früh offen – dieses Format lebt von Nähe und Fokus und ist gerade deshalb eine klare Empfehlung.